Pfarrei Bellheim

Das Lachen

Das Lachen könnte einem im Hals stecken bleiben, wenn man an die ganze Situation denkt, die uns nun seit fast einem Jahr beschäftigt. Die Corona Pandemie und ihre Auswirkungen sind so gewaltig und tiefgreifend, dass einem das Lachen wirklich vergehen kann. „Gott sei Dank können wir noch lachen“, stellte ein Gemeindemitglied am Ende einer Unterhaltung fest. Wie ist das eigentlich, hat Jesus selbst jemals gelacht, angesichts des Wissens um die Menschen und sein eigenes Schicksal? In den Evangelien selbst finden wir jedenfalls nichts darüber. Gefühle wie Ergriffenheit, Betroffenheit, Zorn, Angst und Mitleid sind dagegen häufig dokumentiert. Ganz anders im Alten Testament. Dort findet sich die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen. So wie die Erzählung von Sara und Abraham. „Da fiel Abraham auf sein Gesicht nieder und lachte.“ So beschreibt Genesis 17,17 die Reaktion Abrahams auf die Ankündigung, er werde von seiner Frau Sara noch ein Kind bekommen, obwohl beide schon im hohen Alter standen. Ebenso reagierte die Frau, als sie davon erfuhr: „Sara lachte daher still in sich hinein und dachte: Ich bin doch schon alt und verbraucht und soll noch das Glück der Liebe erfahren?“ (Genesis 18,12). Abrahams und Saras Lachen bei der Ankündigung der Geburt Isaaks ist eine Anspielung auf den Namen des Kindes, da Isaak eine Kurzform für Jizchaq-El ist und „Gott lächelt” bedeutet. „Gott ließ mich lachen“, so schildert Sara in Genesis 21,6 diese Erfahrung. Etwas davon klingt auch an, wenn das Lukasevangelium die ebenfalls im vorgerückten Alter schwangere Elisabeth beim Besuch Marias sagen lässt: „Als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib“ (Lukas 1,44).

Die Freude am werdenden Leben wird in diesen Stellen sowohl mit Lachen wie mit Glauben verbunden. In seinem Buch „Der Name der Rose“ schildert der Schriftsteller Umberto Eco unter anderem auch den Streit im Mittelalter über die Frage: „Hat Jesus jemals gelacht?“ In einem Disput antwortet der Franziskanermönch William von Baskerville dem Dominikanermönch Jorge von Burgos: „Ich frage mich, warum Ihr so abweisend gegen den Gedanken seid, dass Jesus gelacht haben könnte. Ich für meinen Teil halte das Lachen durchaus für ein gutes Heilmittel, ähnlich dem Baden, um die schlechten Körpersäfte und andere Leiden des Körpers zu kurieren, insbesondere die Melancholie.” Was glauben Sie? Hat Jesus gelacht, war das für ihn normaler Ausdruck eines Lebens oder sogar Bestandteil einer Beziehung zu Gott, den er Papa nannte?

Warum steht darüber nichts in den Evangelien? Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Jesus, von dem wir sagen, dass er wahrer Mensch gewesen sei, nicht gelacht haben soll. Dass einer, der Kinder um sich geschart hat, um sie zu segnen, sich nicht gefreut haben soll. Dass einer, der miterleben durfte, wie Menschen den richtigen Weg eingeschlagen haben, sich nicht darüber gefreut und gelächelt haben soll. „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit; gegen all das ist das Gesetz nicht.“ (Gal 5,22-23). Paulus zählte explizit die Freude und seine Frucht des Geistes auf und Ausdruck der Freude ist das Lachen. Sie kennen sicher den Satz: „Der Mensch denkt und Gott lenkt“, aber Wenige wissen, wie der Satz weitergeht: „Der Mensch dachte und Gott lachte.“ Bewahren Sie sich etwas Humor und Freude, gerade in dieser Zeit. Hanspeter Imhoff, Diakon