„Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein, besuch das Herz der Kinder dein, erfüll uns all mit deiner Gnad, die deine Macht erschaffen hat“.
Seit Kindertagen ist mir dieses Lied (GL 351) bekannt, genauso, wie vielen unter Ihnen wohl auch. Als Kind fühlte ich mich besonders angesprochen von dem Text der ersten Strophe, weil da eben von „Kindern“ die Rede war. Natürlich konnte ich mit dem „Schöpfer Geist“, nicht viel anfangen, außer, dass da halt jemand kommen soll. Klar war für mich, dass eben dieser „Schöpfer Geist“, auch wenn ich ihn mir nicht vorstellen konnte, etwas Gutes sein musste, und dass der jetzt kommt und wahrscheinlich auch was mitbringt, so wie das Christkind an Weihnachten die Geschenke. Das Christkind hatte ich zwar auch nie gesehen, außer in der Krippe oder in Form einer kleinen Jesus-Kind-Figur, die damals in unserer Kirche stand. Auch wenn keiner mit Geschenken kam, sang ich trotzdem gerne dieses Lied, man weiß ja nie, vielleicht kommt ja doch mal einer und bringt mir was…, so dachte ich, eben wie ein Kind.
In meiner Studienzeit und erwachsen, musste ich mich dann näher mit diesem Schöpfer Geist beschäftigen. Und je mehr ich kluge und hochtheologische Kommentare las und Vorlesungen hörte, wurde mir das Ganze auch nicht klarer, sondern eher verwirrender. Die einen redeten so und die anderen sagten das Gegenteil. Jeder Professor wollte es besser wissen, wie das so ist im Leben. Ehrlich gesagt, wirklich verstanden habe ich manche theologische Meinung bis heute nicht. Man hat´s halt gelernt, weil es irgendwann abgeprüft wurde. Erst in meiner Zeit als Kaplan und später dann als Pfarrer, ja eigentlich bis heute, habe ich manchmal Momente und Situationen erlebt, wo mir klar wurde: Das war jetzt nicht ich, der da gesprochen oder gehandelt hatte. Nein, da war ein Anderer am Werk! Dieses Gefühl hatte ich schon oft in Predigten, wo mir plötzlich ganz andere Gedanken in den Sinn kamen, als die, über die ich mir stundenlang zuvor den Kopf zerbrochen hatte. Das waren Augenblicke, wo ein vermeintlich großes Problem, sich auf einmal ganz einfach zu lösen darstellte.
Noch viele andere Beispiele könnte ich anführen. Oft muss ich in diesen Momenten an das oben zitierte Lied denken, wenn ich spüre, dass da jetzt Gottes Schöpfergeist am Werk war und ich mich, wie ein Kind, beschenkt fühlen durfte. Ja, erfüllt im Herzen. Gottes guter Geist ist und bleibt immer ein Geschenk, das ich selbst nicht machen kann, aber ich kann mich ihm öffnen, darauf vertrauen und ihn dann auch erkennen, wenn ich in Ruhe nochmal darüber nachdenke, warum sich die eine oder andere Situation in meinem Leben so ergeben hat oder am Ende schließlich gut darstellte. Ich bin sicher, wenn Sie persönlich sich in diesen Tagen vor Pfingsten, Zeit nehmen und über Ihr Leben nachdenken, fallen ihnen auch Situationen ein, wo sie sagen können: „Da war ein anderer am Werk!“
Bitten und beten wir gemeinsam, dass Gottes guter Schöpfergeist unser aller Herzen erfüllt! Denn jeder von uns braucht einen Tröster in der Not oder einen neuen Lebensbrunn im Sinne von Lebensantrieb, Licht in den Dunkelheiten dieser Zeit, sei es in Kirche oder Welt. Und: Liebe schulden wir doch einander immer. Gottes Geist ist ein Schatz, den es zu erkennen gilt, gerade in unserer, an innerer Glaubenskraft immer ärmer werdenden Zeit (vgl. Str. 2 des Liedes GL 351).
Wir alle können in unserem Glaubensleben leider nicht alles sehen, geschweige denn begreifen. Versuchen wir mit den Augen des Herzens zu sehen und unseren persönlichen Glauben zu vertiefen. Das ist ein erster Schritt, hin zu einer besseren Welt und Zeit. Mit diesen Gedanken wünsche ich Ihnen ein von Gottes Geist erfülltes Pfingstfest!
Ihr Pfarrer Thomas Buchert
Komm, Schöpfer, Geist, kehr bei uns ein,
Besuch das Herz der Kinder Dein!
Erfüll’ uns all mir Deiner Gnad’,
Die deine Macht erschaffen hat.
Der du der Tröster wirst genannt,
Vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
Du Lebensstrom, Licht, Lieb’ und Glut,
Der Seele Salbung, höchstes Gut.
O Schatz, der siebenfältig ziert,
O Finger Gottes, der uns führt.
Geschenk vom Vater zugesagt,
Du, der die Zungen reden macht.
Zünd an in uns dein Gadenlicht,
Gieß Lieb’ ins Herz, die ihm gebricht.
Stärk’ unsres Leibs Gebrechlichkeit
Mit deiner Kraft zu jeder Zeit!
Treib weit von uns des Feinds Gewalt,
In deinem Frieden uns erhalt;
Dass wir geführt von deinem Licht,
In Sünd’ und Leid verfallen nicht.
Gib dass durch dich den Vater wir
Und auch den Sohn erkennen hier,
Und dass als Geist von beiden Dich
Wir allzeit glauben festiglich.
Lob sie dem Vater auf dem Thron
Und Seinem auferstandenen Sohn,
Dem Heiligen Geist auch allezeit,
Von nun an bis in Ewigkeit.
Amen.
Pfingsthymnus des heiligen Rhabanus Maurus
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