Liebe Leserinnen und Leser,
kaum hat das neue Jahr 2025 begonnen, ist der erste Monat (fast) schon wieder vorbei.Weihnachten ist bei den meisten Menschen in unserem Land längst abgehakt und nur noch in den wenigsten Häusern steht noch die Krippe und der Christbaum. Wenn auch seit der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils (19631965) die Weihnachtszeit nur noch bis zum Fest der Taufe des Herrn (Sonntag nach Erscheinung des Herrn / Dreikönigstag) dauert, dauerte vorher die Weihnachtszeit ganze 40 Tage und somit immer bis zum 2. Februar, dem Fest der Darstellung des Herrn, besser bekannt unter dem Namen „Maria Lichtmess“.
Einzelne, die diese alte Tradition noch kennen (wie auch in vielen Kirchen), lassen die Krippe und Christbäume und vielleicht noch anderen Weihnachtsschmuck, noch bis Anfang Februar stehen. Nach alter Tradition beginnt somit der Weihnachtsfestkreis (dazu gehört der ganze Advent) schon einen Monat vor dem Ende des Kalenderjahres und endet gut einen Monat nach Beginn des Kalenderjahres. Oder wenn man es umgekehrt betrachtet: Das Jahr beginnt im Weihnachtsfestkreis und es endet im Weihnachtsfestkreis.
Das Wichtigste, was uns Weihnachten jedes Jahr aufs Neue sagen möchte, ist, dass Gott Mensch geworden ist. Wenn unser Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist, dann heißt das für uns Christinnen und Christen, dass auch wir Mensch werden sollen. Nicht physisch, denn schließlich sind wir alle als Menschen geboren, sondern in unserem Verhalten, in unserem Umgang miteinander, in unserem Sprechen und Handeln, kurz: In unserem Wesen.
Wer halbwegs aufmerksam die Nachrichten verfolgt, die sogenannten Sozialen Medien und Netzwerke beobachtet oder ganz schlicht als Fußgänger, Radfahrer oder insbesondere im Auto am Straßenverkehr teilnimmt, vermisst man zuweilen Anstand, Rücksicht, Ehrlichkeit, Sittlichkeit, Moral, kurz: Menschlichkeit.
Damals, 40 Tage nach seiner Geburt, wurde Jesus in den Tempel gebracht, wie es das Gesetz des Mose verlangte, um den Erstgeborenen Gott zu weihen. Dem Greisen Simeon war es vergönnt, nicht eher zu sterben, als dass er den Messias, den Retter, das Kind, das im Stall geboren wurde, mit eigenen Augen gesehen hat.
Aus politischer Sicht, national (z.B. die anstehenden Bundestagswahlen) wie auch international, wird das Jahr 2025 ein sehr bedeutendes, wenn nicht sogar einschneidendes Jahr werden und man gewinnt den Eindruck, es braucht mehr Menschlichkeit denn je. Simeon durfte Jesus ganz persönlich begegnen. Uns begegnet Christus in jedem anderen Menschen, ganz besonderes in jenen, die unseren Schutz und unsere Unterstützung brauchen. Wenn wir diese Welt auch nur im Kleinen verändern wollen –menschlicher machen wollen –sollten wir öfter daran denken: Gott ist Mensch geworden; und im Nächsten, dem wir begegnen, Frau wie Mann, Kind wie Greis, können wir Christus begegnen.
Wenn wir als Christinnen und Christen es vormachen, mehr Menschlichkeit zu verbreiten, kann es auf andere abfärben, kann es dazu animieren, es uns gleich zu tun. Die Menschheit hat es verdient, dass alle ihre Mitglieder wieder mehr Mensch werden.
Bernd Greiner, Dekanatskantor und Diakon
