An Stelle mehrerer Vorgängerbauten wurde 1618 der Grundstein der heutigen St. Martinskirche gelegt. 1685-1689 wurde das Kirchenschiff und der Chor erneuert und der Turm errichtet. Die nördliche Sakristei entstand 1789, die südliche 1910.
Zur Zeit der Erbauung der Kirche waren die Dorfbewohner reformierten Glaubens, was sich aber 1626 änderte.
Von der im 19. Jahrhundert vorhandenen Ausstattung sind nur wenige Objekte erhalten geblieben. Der 1842 aufgestellte Hochaltar mit dem Bild des Hl. Martin und die beiden 1853 beschafften Seitenaltäre wurden bereits 1912 ersetzt und nach Mörlheim gegeben. Die damals erneuerten Altäre existieren heute leider auch nicht mehr.
Links: Maria mit dem Kind
Rechts: Von den 1896 gestifteten Glasmalereien aus der Speyerer Werkstatt Weißenrieder sind nur noch die figürlichen Darstellungen erhalten.
1908-1912 wurde die Kirche gründlich renoviert und neu ausgemalt (Otto Fußhöller, Landau).
1961 erhält die Kirche einen neuen Hochaltar und einen Ambo.
Von 1997 bis 2010 fand eine umfassende Renovierung mit Neugestaltung des Innenraumes statt. Dabei wurde die Ausmalung des 19. Jahrhunderts rekonstruiert und der Chorraum (Altar, Ambo, Sedilien und Tabernakelstehle) neu gestaltet.
Bild: Taufbecken
UNSER KIRCHENPATRON
Hl. Martin
* 316/317 (oder um 336) in Savaria, heute Szombathely in Ungarn
† 8. November 397 (?) in Candes, heute Candes-Saint-Martin bei Tours in Frankreich
Martin war der Sohn eines heidnischen römischen Tribuns. Er wurde in Pavia, der Heimatstadt des Vaters, christlich erzogen und im Alter von zehn Jahren in die Gruppe der Katechumenen – der Taufbewerber – aufgenommen. Mit 15 Jahren musste er auf Wunsch des Vaters in den Soldatendienst bei einer römischen Reiterabteilung in Gallien eintreten. Im Alter von 18 Jahren wurde er von Hilarius, dem späteren Bischof von Poitiers, getauft.
Zuvor geschah der Legende zufolge um 338, was Martin weltberühmt machte: Martin begegnete am Stadttor von Amiens als Soldat hoch zu Ross einem frierenden Bettler, ihm schenkte er die mit dem Schwert geteilte Hälfte seines Mantels; in der folgenden Nacht erschien ihm im Traum dann Christus mit dem Mantelstück bekleidet: er war es, der Martin als Bettler geprüft hatte.
Martin beeindruckte das Volk durch sein asketisches Leben, seine Fürsorge für die Nöte der Armen und seine Wundertaten. 371/372 wurde er auf Drängen des Volkes Bischof von Tours, trotz Vorbehalten seitens des Klerus, gegen das Votum anderer Bischöfe und angeblich gegen seinen Willen. Die Legende berichtet, er habe sich in einem Stall versteckt, um der Wahl zu entgehen, doch hätten ihn die Gänse durch ihr Schnattern verraten.
Der volkstümliche Brauch der Martinsgans, die man vielerorts zum Martinsfest verzehrt, rührt wohl von dieser Geschichte her. Eine andere Überlieferung berichtet: Als Martin als Bischof predigte, wurde er durch eine Schar schnatternder Gänse, welche in die Kirche watschelten, unterbrochen. Sie wurden gefangen genommen und zu einer Mahlzeit verarbeitet.
Beim Volk war Martin beliebt als ein gerechter, treusorgender Bischof. Seine Lebensweise blieb asketisch: er lebte zuerst in einer Zelle an der Kathedrale, 375 gründete er eine Kolonie an der Loire nahe Tours, daraus entwickelte sich das Kloster Marmoutier, das zu einem bedeutenden religiösen Zentrum wurde.
Alle Legenden betonen Martins schlichte Lebensart und demütige Haltung: Er putzte selbst seine Schuhe und saß nicht auf der bischöflichen Kathedra, sondern auf einem Bauernschemel.
Stichwort-Infos
Kirche Hl. Martin,
Germersheimer Str. 1,
76879 Ottersheim
Sakristanin: Beate Bertram
Gottesdienste am Wochenende im Wechsel mit Knittelsheim (s. Gottesdienstordnung im Pfarrbrief)
Werktags: Mittwoch 9.00 Uhr
Die Kirche ist täglich geöffnet
Literatur: Fritz Steegmüller: Ottersheim. Im Landkreis Germersheim. Ein Heimatbuch zur 1200–Jahrfeier des Dorfes im Jahre 1968. Kraemer, Landau 1968.
Fotos: Dr. Anke Sommer, Wörth; Fotoatelier Krauß, Landau