Weithin sichtbar erhebt sich der über 70 Meter hohe Turm der Katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus, der auch das örtliche Dorfbild von Bellheim prägt und unbestritten mit zu den baulichen Wahrzeichen des Dorfes zählt. Die heutige Kirche wurde 1868/1869 nach Plänen des Bauinspektors Tanera aus Speyer auf Kosten der politischen Gemeinde errichtet. Die Grundsteinlegung war am 3. September 1868 und am 18. Mai 1873 wurde die Kirche konsekriert.
In den Jahren 1896/1897 erfolgte eine Vergrößerung des Turmes. Dieser wurde von 59 auf stolze 72 Meter erhöht. Der spätgotische Turmstumpf aus dem Jahr 1595 blieb vom mittelalterlichen Vorgängerbau, der 1482 errichtet wurde, erhalten. 1904 wurde das Kirchenschiff erweitert. Veränderungen an Turm und Schiff geschahen nach Plänen des Architekten Wilhelm Schulte.
NEUGOTIK
Von der neugotischen Ausstattung sind noch zahlreiche Objekte vorhanden. Der neugotische Hochaltar sowie die Beichtstühle und die Kommunionbank wurden von Schreinermeister Conrad Schwaab, Speyer, gefertigt.
Die Figuren des Hochaltars stammen von Bildhauer Josef Renn aus München, während die Figuren der Seitenaltäre von dessen Bruder Gottfried Renn aus Speyer gefertigt wurden.
LEIDENSALTAR
In der linken Seitenkapelle befindet sich der Marienaltar, in der rechten Seitenkapelle ein neugestalteter Leidensaltar, dessen ursprünglicher Aufbau, bis auf die Mensa, leider in den 50er Jahren abgebaut worden war.
Zu Beginn der Karwoche 2020 war der neue Aufbau fertiggestellt, der aus den noch erhaltenen Seitenflügeln eines Altares aus der St. Laurentiuskirche in Lustadt stammt. Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu werden gezeigt und als Zentralfigur die Skulptur des gegeißelten Heilandes, aus dem Bestand der barocken Vorgängerkirche.
Im Innern des Altartisches befindet sich das „Heilige Grab“, worin ein in Lebensgröße aus Lindenholz geschnitzter Leichnam Jesu liegt, welcher nur von Karfreitag zur Osternacht zu sehen ist.
BUNTGLASFENSTER
Die Buntglasfenster (1902-1904) sind ebenso ein Schmuckstück der Kirche und geben dem Kirchenraum je nach Sonneneinstrahlung und Tageszeit eine besondere Atmosphäre.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden immer wieder Renovierungen durchgeführt. Bei der vorletzten Renovierung 1990, wurde der Chorraum mit einem neuen Zelebrationsaltar, Ambo und dazu passenden Sedilien, neu gestaltet.
Zuletzt erfolgten ab 2013 umfangreiche Renovierungs- und Sanierungsarbeiten am Turm und am Dach. Daran schloss sich 2017/18 eine aus statischen Gründen nötige aufwendige Innensanierung an. Deckengewölbe und Wände wurden deshalb neu gestrichen, die ursprünglichen “Wandteppiche” im Chorraum und im Kirchenschiff wieder aufgemalt und der Kreuzweg neu gestaltet. Hochaltar und Marienaltar wurden grundgereinigt.
DIE WEIHNACHTSKRIPPE DER KIRCHE
Ein besonderer Anziehungspunkt in der Weihnachtszeit ist die im Jahre 2018 entstandene, im orientalischen Stil erbaute, neue Krippe.
TÄGLICH GEÖFFNET
Als Zeugnis des Glaubens, als Stätte der Hoffnung und der Zuversicht und als würdige Wohnung Gottes unter den Menschen steht die Pfarrkirche ihren Besuchern täglich offen.
UNSER KIRCHENPATRON
Nikolaus von Myra
* zwischen 270 und 286 in Patara
† 6. Dezember 351 oder 365
Er ist einer der bekanntesten Heiligen. Sein Gedenktag, der 6. Dezember, wird im gesamten Christentum begangen und ist mit zahlreichen Bräuchen verbunden.
Nikolaus wirkte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof von Myra in der kleinasiatischen Region Lykien, damals Teil des römischen, später des byzantinischen Reichs, mittlerweile der Türkei. Sein griechischer Name Nikólaos bedeutet „Sieg des Volkes“ und war bereits in vorchristlicher Zeit gebräuchlich. Die Reliquien aus der Grabstätte des Heiligen, in der St. Nikolaus-Kirche in Demre (Türkei), befinden sich heute in Bari (Italien).
PERSÖNLICHKEIT DER PFARREI
Prälat Johannes Storck
Der 1869 nach Bellheim gekommene Pfarrer Johannes Storck (1829–1914), der die Ausstattung des gerade fertig gestellten Kirchengebäudes und die Erweiterung der Kirche maßgeblich bestimmte, ging auch als “Arbeiterseelsorger und Finanzgenie” in die Ortsgeschichte ein. Er kümmerte sich in den 44 Jahren seiner Bellheimer Amtszeit nicht nur um das Kirchengebäude, sondern setzte mehrere katholische soziale Projekte in Gang. 1903 ernannte ihn Papst Leo XIII. zum Päpstlichen Geheimkämmerer, zum 50-jährigen Priesterjubiläum 1904 erhielt er das Ehrenkreuz des bayerischen Ludwigsordens und 1911 (oder 1909) ernannte ihn Papst Pius X. zum Päpstlichen Hausprälaten. Er ist mit seinem Portrait auf dem 1902–1904 eingesetzten Glasgemälde im Chor links verewigt.
Stichwort-Infos:
Pfarrkirche St. Nikolaus Bellheim, Hauptstraße 100, 76756
Pfarrei Hl. Hildegard von Bingen
E-Mail-Adresse: pfarramt.bellheim@bistum-speyer.de
Sitzplätze: ca. 420
Zahl der Glocken: Fünf
Gottesdienste:
Sonntag 9 Uhr und 18.30 Uhr; Freitag 18.30 Uhr
Die Kirche ist täglich geöffnet
Sakristane: Matthias Märdian, Ottilie Eichmann
Text: Alfred Gadinger
Fotos: Dr. Anke Sommer, Wörth; Fotoatelier Krauß, Landau