Pfarrei Bellheim

“Gebt acht und bleibt wach” von Pfr. Buchert

Die Kerzen des Adventskranzes zählen die Wochen, die Türchen der Adventskalender zählen die Tage, bis zum großen Fest. In diesem Jahr fällt der Hl. Abend sogar auf den 4. Adventsonntag. Hektik und Aktionismus sind vorprogrammiert.

Unser Evangelium vom 1. Adventsonntag sagt dagegen: „Ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist“ (Mt 13,33) und rät zur Wachsamkeit. In den meisten Gottesdiensten wird an diesem Sonntag wohl auch das Lied: „Wachet auf, ruft uns die Stimme“, gesungen. Wachsamkeit statt Aktionismus für ein perfektes Fest, das es dann am Ende doch nicht so wird.

Statt Wachsamkeit, hat das Stichwort „Achtsamkeit“ in unserer Gesellschaft einen Platz gefunden. Der Mensch braucht Zeiten zur Selbsterforschung und inneren Achtsam- und Aufmerksamkeit, damit wir am Ende nicht nur wie Billiardkugeln herumgeschoben werden oder herumkullern, sondern mitbekommen und realisieren, was uns eigentlich innerlich antreibt, bewegt und uns letztlich Kraft zum Leben geben kann.

Ein gutes Mittel dafür, ist die Entwicklung einer gewissen Achtsamkeit. Schon Ignatius von Loyola (1491- 1556), der Gründer des Jesuitenordens, empfiehlt eine abendliche Gewissenserforschung. Es geht hier darum, die verschiedenen Ereignisse des Tages in sich aufsteigen zu lassen, um mit den eigenen Gefühlen in Kontakt zu kommen. Es soll hierbei nicht darum gehen, sich Vorwürfe zu machen, für all das, was vielleicht nicht rund gelaufen ist. Im Gegenteil: Es geht einfach nur darum, zunächst einmal den Tag in Ruhe und vollkommen wertfrei Revue passieren zu lassen.

Ein hilfreiches Mittel dazu, ist das Schweigen und die Stille. Denn nichts bringt uns schneller mit uns selbst in Kontakt, als wenn alle Geräusche um uns herum ausgeblendet werden. Stille zu ertragen ist etwas, zu dem man sich am Anfang zwingen muss, weil wir immer Umtriebigkeit und Ablenkung gewohnt sind. Doch am Ende ist „Stille“ etwas sehr, sehr Wohltuendes.

Weiter kann eine Gewissenserforschung so aussehen, dass man zunächst einmal für drei Dinge dankt, die es wert waren, diesen Tag erlebt zu haben. Dinge, die mich freuten und die schön gewesen sind. Das führt am Ende dazu, dass wir merken, dass wir zwar nicht für alles dankbar sein können, was uns widerfährt, aber auch, dass wir trotz aller Herausforderungen immer wieder Gutes spüren und erleben können. Das verändert unsere Perspektive und lässt uns intensiver erkennen, was jeder Tag auch an schönen und guten Möglichkeiten und Erfahrungen bereit gehalten hat.

In einem weiteren Schritt gilt es dann zu schauen, welche Ereignisse mich an diesem Tag noch bewegt haben. Wo war ich voller Leidenschaft, was hat mich motiviert? Oder aber auch, was hat mich frustriert, was hat mich eher in die Angst oder in die Furcht getrieben? Auch dies gilt es, aufsteigen zu lassen, in den Blick zu nehmen und daraus Konsequenzen zu ziehen. Falls wir dabei feststellen, dass die Gedanken immer wieder abschweifen, hilft es, sich Notizen zu machen, das Ganze schriftlich festzuhalten.

Am Ende gebe ich diesen Tag ab, vertraue alles, was gewesen ist, Gott an, und verlasse mich darauf, dass er es ist, der auch die Dinge zusammenfügen kann, wo mein Verständnis und meine Kraft an Grenzen kommt. Wenn ich auf diese Art und Weise mein Leben bewusster und achtsamer in den Blick bekomme, dann führt es zum einen dazu, dass ich Positives intensiver wahrnehme und nicht einfach nur durch mein Leben stolpere, sondern achtsamer und zielgerichteter unterwegs bin.

Das ist es letztlich dann auch, was meine Lebensqualität auf Dauer definitiv steigern wird. Versuchen wir´s in den kommenden Tagen des Advents und nutzen die Zeit, achtsam, für uns selbst.

Wenn Jesus im Evangelium von einem Türhüter spricht, so dürfen wir uns selbst in dieser verantwortungsvollen Position erkennen und danach leben. Ihnen allen eine gesegnete Adventszeit!

Ihr Th. Buchert, Pfr.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.

Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen.

Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam! Mk 13, 33–37