Sie kennen diesen Satz aus alten Filmen. Das war oft die galante Antwort eines höflichen Herrn, wenn eine Dame sich für einen kleinen Dienst bedankte. „Es war mir eine Ehre, Ihnen meinen Dienst anbieten zu dürfen.“ Gibt es das noch, dass jemand es sich zur Ehre anrechnet, wenn er um einen Dienst gebeten wird? Ist es denn eine Ehre, zu dienen? Haben wir in unserer Zeit der amtlichen Funktionen nach Tarif und Dienstordnung nicht Wesentliches verloren: Das Empfinden, dass ein guter Dienst, mag er auch unbeachtet und unscheinbar sein, ehrenwert ist und dem, der ihn tut, Ehre einbringt. Wie ist das denn mit dem ehrenamtlichen Dienst in der Kirche? Entlohnung nach dem Ewigkeitstarif? Oder, wie das bei Kuchenspenden, wenn oft scherzhaft, aber durchaus mit einem wahren Kern, gesagt wird: In der Kirche spendet man den Kuchen, den man selbst dann wieder kauft.
Aber was ist denn mit dem Ewigkeitstarif? Gibt es den oder ist es eine Beschreibung dessen, dass ehrenamtliche Arbeit nicht genug gewürdigt wird? Mitarbeit, die zu übernehmen mir eine Ehre ist. Letztlich deshalb, weil Arbeit in der Gemeinde Mitarbeit mit dem Herrn bedeutet und weil es eine Ehre ist, von ihm zur Teilhabe an seiner Sendung beansprucht zu werden. In den Briefen des Neuen Testamentes, in denen es ja um den Aufbau der jungen Gemeinden geht, ist vor allem in Bildern von einem Zusammenspiel der verschiedenen Gaben und Dienste die Rede: So schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth (Kap. 12): Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: So auch Christus. Alle einzelnen Glieder werden gebraucht, damit der Organismus leben kann. Alle müssen zusammenspielen und sich aufeinander einstellen. An die Gemeinde von Rom schreibt der Apostel (Kap. 12):
Wir haben verschiedene Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist. Nie sind alle Gaben und Begabungen in der Hand eines Einzelnen. Einer kann nicht alles machen. Sie müssen zusammengetragen werden. Je mehr Gaben, je mehr sie sich ausbreiten dürfen, desto reicher das gemeinsame Leben und die Ausstrahlung nach außen. Das Leben einer Gemeinde, damals wie heute, ist wesentlich bestimmt durch die ehrenamtliche Mitarbeit ihrer Mitglieder. Ohne das ehrenamtliche Engagement gäbe es keine lebendige Gemeinde. Das Leben in unserer Pfarrei lebt davon, dass Kinder, Jugendliche, Männer und Frauen, sich für die Gemeinschaft einbringen und engagieren, ohne dass es immer gesehen wird oder dafür ausdrücklich gedankt wird. So formuliert es Paulus an seine Gemeinden in Korinth und Rom.
Ohne Gemeindemitglieder, die sich nach ihren Gaben und Begabungen einsetzen, kann eine Gemeinde nicht existieren. Sie wäre nicht lebensfähig. Deshalb sei an dieser Stelle allen gedankt, die – wo und wie auch immer – sich mit ihrer Begabung dafür einsetzen, dass unsere Pfarrei Hl. Hildegard von Bingen, mit ihren sechs Gemeinden, lebensfähig bleibt und ihr immer wieder neues Leben eingehaucht wird. So ist jede/jeder von uns Mitarbeiterin und Mitarbeiter Gottes. Vielleicht ist das die höchste Ehre, die ein Christ für sich in Anspruch nehmen darf.
Ihr Hanspeter Imhoff, Diakon