Pfarrei Bellheim

“Es dauert nicht ewig” von Pfr. Buchert

Vermutlich hat jeder von uns im Lauf seines Lebens schwierige Zeiten erlebt. So verschieden sie auch gewesen sein mögen, eines hatten die meisten von ihnen gemeinsam, sie sind überwunden. Deshalb scheint es mir hilfreich, auf sie zurückzublicken und die gewonnenen Erfahrungen zu nützen, um gegenwärtige schwierige Lebensphasen leichter zu bewältigen und für künftige besser gewappnet zu sein.

Ja, für mich ist es tröstlich, mich daran zu erinnern, dass solche Zeiten nicht „ewig“ dauern, sondern über kurz oder lang enden. Somit kann ich darauf vertrauen, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird. Dieser Gedanke hilft mir nicht nur über persönliche Problemlagen hinweg, sondern auch über mein Betroffensein von den vielfältigen Krisen in der Welt, die zwar mein Leben nicht unmittelbar betreffen, mir aber durch die Medien ständig nahegebracht werden und das Herz beschweren. Hier hilft es beizutragen, Not und Elend wenigstens ein wenig zu lindern, wie zum Beispiel durch caritatives Engagement oder Spenden für Notleidende.

Die Endlichkeit schwieriger Lebensabschnitte bringt das Gedicht „Trost“ von Theodor Fontane (1819-1898) in dichterischer Weise zum Ausdruck:

Tröste dich, die Stunden eilen,
Und was all dich drücken mag.
Auch das Schlimmste kann nicht weilen,
Und es kommt ein andrer Tag.

In dem ew‘gen Kommen, Schwinden,
Wie der Schmerz liegt auch das Glück,
Und auch heitre Bilder finden
Ihren Weg zu dir zurück.

Harre, hoffe! Nicht vergebens
Zählest du der Stunden Schlag:
Wechsel ist das Los des Lebens,
Und – es kommt ein andrer Tag.

Besonders in der heutigen Zeit stellt sich die Frage, wie man mit Krisen umgehen soll, deren Ende nicht absehbar ist. Ich denke an die globale Erwärmung und die damit Hand in Hand einher gehenden Klimaveränderungen und die zahlreicher werdenden extremen Wetterphänomene. Unkommentiert möchte ich hierzu die Aussage einer jungen Frau zitieren. Sie sagte zu mir: „Jede Krise, mag sie noch so schrecklich sein, endet einmal, auch für mich.“

Meine bisherigen Überlegungen stützen sich auf die Vernunft. Sie gelten für alle Menschen, gleichgültig ob gläubig oder nicht. Allerdings berühren sie nur den Verstand, nicht jedoch das Herz. In den Beschwernissen des Alltags mag jedoch eine Vertröstung darauf, dass es einmal besser werden wird, nur ein schwacher Trost sein. Deshalb brauche ich jemanden, der mir zur Seite steht, mich tröstet, aufrichtet und stärkt. Diese Aufgabe kann selbst mir nahestehende Menschen überfordern. Für uns Christen aber gibt es einen, auf den immer Verlass ist, der sich uns zuwendet und durch die schwierigsten Zeiten trägt – der in Jesus Fleisch gewordene liebende Gott. (Text: Herbert Knittel*)

Dieser Text, den ich vor kurzem gefunden habe, stimmte mich, im Hinblick auf unsere momentane Zeit und unser Jubiläum, in Bellheim, nachdenklich: Ein Zeichen für die Gegenwart Gottes ist für mich, unter vielen Anderen, unsere weithin sichtbare Pfarrkirche St. Nikolaus in Bellheim.

150 lange Jahre wurden im heutigen – äußerlichen – Erscheinungsbild dieser Kirche unzählige Kinder getauft, zum ersten Mal an den Tisch des Herrn geführt, das Sakrament der Firmung gespendet. Hunderte Brautpaare gaben sich hier – vor Gott – ihr Ja-Wort und gründeten ihre Familien. In Freud und Leid fanden Menschen hier Zuflucht, Zuversicht und Trost. Zwei Weltkriege, Leid, Armut und Not überstand diese Kirche und immer wieder gab es Menschen, die hier ihr Gottvertrauen zum Ausdruck brachten, an ihrem Glauben gegen alle schwierigen Lebenssituationen festhielten, und geistliche Stärkung für ihr Leben erfahren haben.

Möge das 150jährige Jubiläum unserer Pfarrkirche, das wir in diesem Jahr nun feiern können, auch in unserer schwierigen und von Krisen geprägten Zeit uns auf das Wesentliche im Leben besinnen lassen und uns neuen Mut für die Zukunft unserer Gemeinde St. Nikolaus geben!

Ihr Thomas Buchert, Pfr.

 

 

* in: „Gegenwart Gottes“, Spirituelle Gedanken im Geiste des Karmel. Nr. 122, Jahrgang 32, März 23