Liebe Leserinnen und Leser,
sicherlich kennen auch Sie das Gefühl nur zu gut: Wo ist nur die Zeit geblieben? Eben noch hochsommerliche Temperaturen und nun zeigt sich in der Natur der kühle Herbst in seiner vollen Pracht. Die bunten Blätter fallen von den Bäumen, die Ernte wird eingebracht und die Tage werden merklich kürzer. Kaum ist die Urlaubszeit vorbei, schon sind wir wieder mitten im Herbst angekommen und es ist Oktober. Dreiviertel dieses Jahres sind nun schon wieder vorbei. Ja, wo ist nur die Zeit geblieben?
Und doch: Wenn man zurückblickt, ist in diesem Jahr schon ganz viel losgewesen. Nicht nur in unserer Pfarrei, speziell in Bellheim mit der 1250JahrFeier, sondern auch weit darüber hinaus. Jetzt sind wir – wie es so schön heißt – im „Goldenen Herbst“ angekommen. Diese Bezeichnung steht für das meist typische Landschaftsbild im herbstlichen Oktober, beziehungsweise im Herbst ganz allgemein. Aber ich denke, es kann für noch mehr stehen. Mit der Bezeichnung „Golden“ meinen wir ja nicht nur die glänzende Farbe, sondern auch etwas sehr wertvolles. Und damit möchte ich auf die bereits erwähnte Ernte zurückkommen und auf das Erntedankfest, das wir in diesem Jahr am Sonntag, 6. Oktober, feiern.
Als hauptamtlicher Diakon war ich acht Jahre lang in einer Pfarrei in der Nähe von Köln tätig. Dort war der leitende Pfarrer der Meinung, in der Kirche bzw. im Gottesdienst, kein Erntedankfest mehr zu feiern, da der überwiegende Teil der Bevölkerung und insbesondere die jüngere Generation, im eher städtischen Umfeld, keinen Bezug mehr zur Ernte hat. Selbst wenn dem so ist, wäre es dann nicht erst recht sinnvoll und wichtig, Erntedank zu feiern, um (wieder) in Erinnerung zu rufen, woher unsere Nahrungsmittel kommen, und dass es nach wie vor der menschlichen Arbeit und Mühe bedarf, dass diese letztlich auf unseren Tellern landen? Das ist uns – wenn man nicht selber Gemüse, Getreide und Obst anbaut, wenn man nicht selber Kühe, Hühner, Bienen und andere Tiere für Eier, Milch, Käse, Honig und vieles andere hält – im Alltag sicherlich oftmals gar nicht mehr so präsent.
Umso mehr halte ich es für wichtig, das Erntedankfest zu feiern, und auch nicht nur im Kindergarten oder in den Schulen, sondern auch und zuallererst im Gottesdienst. Und ob ich nun in der Stadt oder auf dem Land aufgewachsen bin. Ob ich nun vielleicht selbst schon die ein oder andere Pflanze (oder auch Tier) gehegt und gepflegt habe, oder aber mein Brot, mein Obst und Gemüse ausschließlich aus dem Supermarkt beziehe, macht es doch insofern keinen Unterschied, als dass in beiden Fällen das, was wir an Nahrung zum Leben brauchen, nicht vom Himmel gefallen ist. Und da bin ich auch schon beim nächsten wichtigen Punkt: Denn ohne den „Himmel“, ohne den Segen von oben, geht’s dennoch nicht. Somit kommt spätestens jetzt der Dank ins Spiel.
Zum einen dankbar zu sein für all jene, die für mein „täglich Brot“ sorgen und alles, was dazugehört. Zum anderen aber auch dankbar sein dem, der all das – über das menschliche Mühen und Arbeiten hinaus – wachsen und gedeihen lässt: Der Schöpfer aller Dinge. Gott dankbar zu sein für die Ernte und für alles Gute, das er uns das ganze Jahr über schenkt, bleibt für mich heute und in Zukunft unverzichtbar!
Bernd Greiner, Dekanatskantor und Diakon