Pfarrei Bellheim

Christi Himmelfahrt – das Fest für die Erde

Wer im Hochgebirge wandert, der rüstet sich für alle Eventualitäten. Eben scheint noch die Sonne, eine halbe Stunde später regnet es.

Manchmal führen einem die Wege mitten in die Wolken. Das ist ein ganz anderes Gehen als im Sonnenschein. Alles ist gedämpft, irgendwie ruhig, fast unheimlich. Man fühlt sich wie in einer anderen Welt. Ist man so dem Himmel ein Stückchen näher?

Die Wolke ist ja ein Symbol für die Nähe Gottes. In einer Wolkensäule zog der Herr vor seinem Volk her und in der Offenbarung heißt es: „Auf der Wolke thronte einer, der wie ein Menschensohn aus[1]sah.“

Ganz anders Friedrich Nietzsche: „Ich beschwöre euch, bleibt der Erde treu und glaubt denen nicht, welche euch von überirdischen Hoffnungen reden. Giftmischer sind es, ob sie es wissen oder nicht, Verächter des Lebens.“

In seinem kleinen Buch „Was ich glaube“, schreibt der Theologe Hans Küng, sind Himmel und Erde getrennt und doch ist das Göttliche und die Erde aufs tiefste miteinander verwoben. Der Satz im Bericht der Apostelgeschichte: Ihr werdet meine Zeugen sein, bedeutet für Küng: „Bleibt der Erde treu!“ Man kann nicht Christ auf Kosten der Erde sein. Der Himmel liegt nicht über uns, sondern vor uns als Aufgabe, als Möglichkeit, dieser Welt.

Das Reich Gottes wird verraten von denen, die der Erde die Treue kündigen. Es ist auf die Erde gekommen, indem, er ihr treu war bis zum Tod am Kreuz. Diejenigen ebnen dem Reich Gottes die Wege, die in der Treue zu Christus auch der Erde treu bleiben.

So hat der Beter recht, wenn er betet: „Du, Herr, Sohn Gottes und Menschensohn, du hast wirklich alles, was menschlich ist, mit uns geteilt und unsere Menschheit zur Rechten deines himmlischen Vaters erhoben. Als deine Freunde, die du zurückgelassen hattest, dich nicht mehr sahen, da hattest du deine göttliche Sendung erfüllt. Du hast uns alles gelehrt, was wir wissen müssen; du hast alles getan, was getan werden konnte; du hast uns alles ge[1]geben, was du hattest.

Dafür sollen wir Zeugen sein. Und wenn Nietzsche sagt: „Ich beschwöre euch, bleibt der Erde treu“, dann darf man als Christ sagen: Auf jeden Fall! Auch deswegen feiern wir Himmelfahrt, damit wir sehen, wo unsere Aufgabe liegt.

Hanspeter Imhoff
Diakon