Pfarrei Bellheim

Glockenjubiläum in Bellheim

Liebe Leserinnen und Leser,

wer kennt sie nicht, die ersten Zeilen von Schillers „Lied von der Glocke“ aus dem Jahr 1799:

„Fest gemauert in der Erden steht die Form aus Lehm gebrannt. Heute muss die Glocke werden! Frisch, Gesellen, seid zur Hand! Von der Stirne heiß, rinnen muss der Schweiß, soll das Werk den Meister loben; doch der Segen kommt von oben.

In dieser Dichtung beschreibt Schiller recht ausführlich den seit Jahrhunderten nahezu unverändert gebliebenen Entstehungsprozess der Kirchenglocken. Die Aufgaben der Kirchenglocken sind primär der Ruf zu den Gottesdiensten und Gebetszeiten. Dazu kommt die Angabe der Uhrzeit und in früheren Zeiten auch die Warnung vor Gefahren.

Traditionell werden Glocken aus Bronze, einer Legierung aus Kupfer und Zinn, gegossen. Das wurde im ersten Weltkrieg den meisten, zum Teil auch historisch wertvollen Glocken, zum Verhängnis, da sie zur Herstellung von Kanonen abgegeben werden mussten und dafür eingeschmolzen wurden.

Auch im zweiten Weltkrieg mussten die Kirchengemeinden wieder – meist bis auf die jeweils Kleinste  – ihre Glocke abgeben. Diesmal aber war der wahre Grund dafür eher in der Absicht der Nationalsozialisten zu finden, die öffentlich hörbare „Stimme der Kirche“ zum Schweigen zu bringen.

Auch die Bellheimer Kirchengemeinde musste im ersten Weltkrieg bis auf eine Glocke alle übrigen abgeben.

Der Bochumer Stahlverein, der in den 40er Jahren des 19. Jh. gegründet wurde, machte sich von Anfang an daran, Glocken aus Gussstahl zu fertigen, was auch recht bald erfolgreich gelang. Nach dem ersten Weltkrieg haben sich zahlreiche Pfarreien dazu entschlossen, Stahlglocken anzuschaffen. Zum einen stand Bronze in den Nachkriegsjahren nicht gerade in großen Mengen zur Verfügung; zum anderen erhoffte man sich auch, dadurch in Zukunft keine Glocken mehr für den Kanonenguss abgeben zu müssen.

Im Jahr 1922 erhielt die Pfarrei St. Nikolaus Bellheim vier neue Glocken aus Gussstahl des Bochumer Vereins. 1924 wurde das vierstimmige Geläut durch eine weitere Glocke ergänzt. Tatsächlich ist es dem Gussstahl zu verdanken, dass alle fünf Glocken im zweiten Weltkrieg auf dem Turm verbleiben konnten.

Somit können wir in diesem Jahr ein Glockenjubiläum in unserer Pfarrei feiern:

100 Jahre Glockenguss und Glockenweihe unserer vier “kleineren” Glocken

 

St. Johannes

Die größte dieser vier Glocken mit dem Ton c1 trägt den Namen St. Johannes.

 

 

 

 

Die weiteren Glocken heißen

Hl. Herz Jesu (e1), Sel. Jungfrau Maria (g1) und Hl. Joseph (a1).

Hl. Herz Jesu
Sel. Jungfrau Maria
Hl. Joseph

Den Tönen nach läuten die Glocken mit dem sogenannten „Salve-Regina-Motiv“, benannt nach den ersten fünf Tönen dieses Mariengesanges, also einem Durdreiklang mit zusätzlicher Sexte.

Hl. Nikolaus

Die zwei Jahre später dazugekommene Nikolaus-Glocke mit dem Ton a0 macht das Bellheimer Geläut zu einem der tontiefsten im Bistum Speyer, gerade mal einen Ganzton höher als die große Kaiserglocke des Speyerer Doms.

Unsere Nikolaus-Glocke wiegt 3.300 kg und hat einen Durchmesser am unteren Rand von fast genau 2 Metern.

 

Aus Anlass des 100-jährigen Glockenjubiläums möchte ich gerne in der zweiten Jahreshälfte ein (Orgel-)Konzert in unserer Pfarrkirche veranstalten, das sowohl unter dem Thema „Glocken“ steht, als auch unsere Glocken musikalisch mit einbezieht.

Dass unsere Glocken weitere 100 Jahre zum Gottesdienst und Gebet rufen können und uns die aktuelle Stunde verkünden,

wünscht uns allen

Ihr Dekanatskantor

Bernd Greiner